Worauf ist Humor die Antwort? Die neuerlichen Fragen eines Journalisten: Wie bist Du Clown geworden? Was ist für Dich Humor? Wie sind Sie nach Deutschland gekommen? Sie bringen mich wieder dazu, anzuerkennen, wie persönlich diese Fragen sind.
Da habe ich schon etwa 100 Seiten vom geplanten Buch: Vorläufiger Titel - „Das Ziel ist im Weg“ geschrieben und dachte: Ich hätte das Thema: Humor sehr eingehend "behandelt" und "beschrieben". Es war mir auch klar, dass ich dies mit vielen Beispielen begleite. Die Rückmeldung des Verlags traf mich doch: Was ich bisher geschrieben hätte, sei ihm dem ersten Buch zu ähnlich. Die Rückmeldung machte mir aber deutlich, eben nicht von der unmittelbaren Erfahrung weder von mir noch von meinen TeilnehmerInnen ausgegangen zu sein. Auf der einen Seite wollte ich zeigen, dass Humor und Komik seine "Regeln und Gesetzmäßigkeiten" haben. Dafür hatte ich andererseits das Grundbedürfnis, wozu wir Humor brauchen, weggelassen. Ich wollte nicht zu "persönlich" werden und Leute mit meiner "Geschichte" langweilen oder sie mit eigenen Dramen "herunterziehen".
Zwar gibt es „Gesetze der Komik“ und „Regeln der Bühne und der Improvisation“: Sie bedeuten nichts ohne das, was ein Spieler oder eine Spielerin wahrhaftig bewegt. Gerade die "Dramen" waren es, die mein Bedürfnis nach dem Spiel und dem Spielraum besonders herausforderten und mich motivierten, einen anderen Weg zu gehen. Gerade das motivierte mich, Humor nicht nur zu meinem Weg zu machen, sondern ihn als eine grundsätzliche Fähigkeit zum Freiraum und zur Lebensfreude, die in der Struktur eines jeden Menschen wieder zu finden ist. Ich sehe ihn jetzt ein wesentlicher Bestandteil unserer seelischen Gesundheit an. Was erleben wir denn als "Drama", wenn nicht ausweglose Situationen, in denen wir uns ohnmächtig, isoliert und unfair behandelt fühlen? In solchen Situationen wird oft versucht, uns gar die Bewertung der Situation aus der Hand zu nehmen: Wir sollten uns nicht darüber aufregen, sollen uns damit abfinden, sie "mit Humor nehmen". Mein Vater sagte immer: "Bringe das Boot nicht zum Kentern!" oder "Was kann man da machen?" "Nicht viel", lautete seine Antwort. So hörte sich die Grundlage seines alltäglichen Humors an.
Schön finde ich es, wenn ich solche Rückmeldungen bekomme: "Ich denke sehr gerne an unsere Seminarerfahrungen in Köln und im TuT von letztem Jahr zurück. Um ehrlich zu sein, sehne ich mich etwas nach Deiner Arbeitsmethode. Diesen professionellen Erfahrungsschatz, den Du an uns vermittelt hast und die sensiblen Einblicke in Deinen persönlichen Werdegang, die Du uns zu Teil hast werden lassen, haben mich tief beeindruckt. Die Erkenntnisse die eigenen Esel auch als Freunde zu sehen hat mich persönlich, auch im Alltag unglaublich weiter gebracht und tut es jeden Tag aufs Neue.
Was mir wichtig erschien in unserem Kurs, war für mich auch vor allem, das Ansehen [auch] der eigenen destruktiven Gefühle. Ich hatte den Eindruck, Du selbst vermittelst da hin gehend keinen verklärten oder vertuschenden oder wertenden Blick. Ich hab mich dahin gehend sehr gut angenommen gefühlt und eine Chance gesehen, künstlerisch und schöpferisch mit meiner Energie, die eben auch mal aus Frust, Wut oder Trauer besteht, umzugehen. Auch das Beobachten der GrupenteilnehmerInnen, in Bezug auf Ihre innere Konfliktenergie, hat mir sehr gut getan.
Den eigenen kleinen Impuls zu spüren, ihm Raum zu geben und durch die Vergrößerung des Impulses ein Thema sichtbar zu machen, dass mit der eigenen Persönlichkeit zusammen hängt, ist mir innerlich seid unserem Kurs stets ein innerer Motor, der mir nie langweilig wird und mir Sicherheit schenkt auf mein eigenes Spiel zu vertrauen. Die körperliche und persönliche Erkenntnis, die ich dadurch erfahren durfte, prägt mein clowning durchgehend.
Danke dafür, dass Du mit persönlicher Feinfühligkeit und intellektueller Entschlossenheit unsere Truppe damals so respektvoll und herzlich geführt hast.
Für mich, war Deine "unterstützende Pädagogik" ausschlaggebend, mich auch weiterhin auf den Weg des Clowns zu begeben."
Es waren gerade die Weggabelungen, Meilensteine, Phasen, Impulse (und auch die Träume), die bei mir Fragen aufwarfen, auf die ich Antworten suchte. Um eine Chance zu haben, diese Fragen zu beantworten, brauchte ich den seelischen Spielraum, um meine Wünsche zu erkennen (und ebenfalls zu erkennen, was ich nicht wollte). Um mein Lachen und meine Lebensfreude wieder zu finden und als zentral anzusehen, wie ich es heute tue, brauchte ich viele solche Erfahrungen, die mich im Kleinen jeweils von meinen Dramen, aus meiner Lethargie und von depressiven Stimmungen "gelöst" haben. So freue ich mich heute darüber, oft die Antwort auf die eigenen Fragen und die eigenen Dramen geworden zu sein und immer wieder zu werden. So kann mein eigener Weg dienen, andere Menschen erfolgreich zu begleiten.