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Dienstag, 19 Juli 2022 16:15

BOJO und sein "Humor"

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Humor haben wir alle – es fragt sich nur, was für einen? Gerade in einem Bericht über den Rücktritt von Boris Johnson als Premier Minister GB im Fernsehen hörte sich das vernichtende Urteil dabei gleichzeitig fast wie eine Anerkennung seiner Fähigkeit an, Humor und Unterhaltung in die Politik hineinzubringen.

 

Narrenblick Helmut KLSo zweideutig wirkt er noch immer. Zu seinen Fähigkeiten zählen: Die Neigung dazu, zu tun als würde er das eine denken,    obwohl er dies nicht tut; Als wäre er vergesslich, obwohl er ganz genau Bescheid weiß; Als würde ihm wirklich etwas leid tun, obwohl er nur „sorry“ sagt; Als wäre ihm die Macht egal und ihm Menschen sehr wichtig, obwohl…. Das finden viele witzig und gleichzeitig gekonnt.

Er blieb bis zu seiner „Abdankung“ unterhaltsam und übernahm weiterhin keine Verantwortung, weder für das, was er im Amt tat noch behauptete – jedenfalls nicht wirklich. Gar hat er noch eine Art „Dolchstoßlegende“ zum Schluss verbreitet. Unterhaltung dient hier als Nebelkerze bzw. als Finte. Er vermag es, sich ganz öffentlich zu verstecken. „Bewundernswert“ meinen nicht wenige.

Seine Fans wird er noch behalten, Bücher schreiben (1 Million Pfund wird noch kolportiert) und im Fernsehen auftreten, obwohl er meiner Meinung nach nur Unheil angerichtet hat. Damit sind wohl offensichtlich viele einverstanden, wenn nicht immer mit den Folgen. Viele werden bedauern, dass er nun gehen muss. Ich nicht.

Für mich repräsentiert er die antiautoritäre, und zur gleichen Zeit selbstgefällige und herrische Haltung der Oberschicht in England: Unterhaltsam schaffen sie ihre eigenen Regeln. Da hört bei mir der Spaß auf. Nicht nur deshalb, aber auch darum, bin ich nach Deutschland gekommen: Um meinen Humor zu finden! (Wie bitte?) Und tatsächlich habe ich hier sowohl den Freiraum als auch die Chancen gefunden, die ich dafür brauchte (auch wenn viele sich wundern und lachen, wenn sie das hören).

Gerade das Beispiel Boris Johnson macht es mir deutlich, welche unterschiedliche Auswirkungen und Intentionen Humor bedienen kann. Humor hat immer die Wirkung, Freiräume zu schaffen, nur welche, für wen und zu welchem Zweck ist nirgends festgelegt.

Was meiner Meinung nach bei Boris fehlt, ist eine ehrliche Beziehung zu sich, unabhängig davon, wie andere ihn finden. Er hat ein sicheres Gespür für die Macht und braucht gerade von diesem Publikum den Applaus. Dann ist ihm egal, was andere von ihm halten. Das gibt ihm seinen den von ihm erstrebten Freiraum. Er findet sich völlig in Ordnung so.

Die humorvollen Freiräume, die ich schaffen will, basieren hoffentlich auf gegenseitigem Respekt und auf einer Offenheit, in der sich jede und jeder frei ist, die Beziehung zu sich aufzunehmen und als befreiendes Element zu erleben. Sie sollen auch einen ehrlichen Blick auf sich ermöglichen, sowohl was die eigene Kreativität betrifft, als auch auf die eigenen „Eseleien“.

Die bewusste Beziehung zur Sprache des eigenen Körpers, zum emotionalen Selbst, zum Verstand, zu den eigenen Motiven und schließlich zum eigenen Leben hilft, Muster und Einstellungen zu erkennen, die uns von uns und von anderen trennen. Wenn wir gerade durch das Clownspiel und aus der närrischen Haltung einer „Null“ heraus mit ihnen umgehen lernen, schaffen wir eher einen Humor, der löst, befreit und unsere Zuversicht und Selbstvertrauen auf eine ganz andere Basis stellt, uns menschlich verbindet und einen guten Weg zeigt.

Die Welt als Witz – ein Psy­cho­gramm des Boris Johnson