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Dienstag, 04 Juli 2023 08:55

Humor braucht Wachstum

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Solange wir endlich Sommer-ähnliches Wetter hatten, bin ich oft im Garten gewesen beim Graben und Pflanzen. Humor zeigt sich auch in vielem wie ein werdender Garten, so wie wir uns als Menschen entwickeln.

 

IMG2023 Milan KLDie Art und Qualität unseres Humors ist eng mit unserer Entwicklung als Mensch verbunden. Er mag anfangs ungeplant, spontan geschehen und viel Gestrüpp ist dabei. Mit der Zeit aber zeigt sich eine Ordnung in der Art, wie wir mit uns und anderen umgehen. So entwickeln sich so viele Formen des Humors, wie es Menschen gibt. Nur bleibt unser Humor ein privates Geheimnis, solange er nicht von anderen und mit anderen geteilt wird.

Gesellschaftlich wie bei der PartnerInnensuche wird Humor immer großgeschrieben. Jedoch: Was er komisch findet, findet sie es nicht unbedingt und natürlich umgekehrt auch. Im Gegenteil: Beabsichtigter Humor kann Entsetzen und Abneigung auslösen. Er wird oft genug als Tarnung oder als ein „Habe-ich-nicht-so-gemeint“, wenn die Aussage durchaus gemeint war. Ich sage dazu: Es gibt nichts, was an sich komisch ist, aber es gibt nichts, worüber wir nicht lachen könnten. Es fragt sich nur: mit welcher Absicht?

Oft wird mit Humor eine grundsätzlich optimistische Haltung gemeint. Vielleicht geht es um eine Herzlichkeit, die eine grundsätzliche Wertschätzung ausstrahlt und die Dinge in einem größeren Zusammenhang sieht mit einem lachenden Augen aufgrund eines breiten Erfahrungsschatzes, so wie oft Großeltern auf ihre Enkel wirken.

Gemeinsamer Spaß und Scherzhaftes beruhen auf dem Grundsatz, dass niemand dabei wirklich verletzt wird, selbst wenn der Humor „schwarz“ ist. Slapstick und Witze auf Kosten anderer gehen davon aus, dass alles tatsächlich in einer Atmosphäre gegenseitiger Spielfreude geschieht. Wenn dies nicht der Fall ist, dann weil die Witze tatsächlich darauf abzielen. Ironie, Zynismus und Sarkasmus sagen mehr über den seelischen Zustand eines Menschen aus, der sie zum Ausdruck bringt als über das Ziel des Witzes. Über Satire lachen nur diejenigen, die denselben Standpunkt teilen. Daher lachen nicht alle über Narren und Närrinnen, insbesondere die Zielscheibe nicht.

Zum einen hilft das Clownspiel auf jeden Fall: Durch absolutes Erleben (verstärken, übertreiben) die Absolutheit der eigenen Glaubenssätze dem Spiel auszusetzen und durch den entstandenen Witz ihre Macht zu nehmen, zu relativieren, abzumildern und dem Lachen preiszugeben. Das nennen wir: Über sich selbst lachen. Das heißt, das Spiel, die Lebensfreude und das gemeinsam Menschliche an erste Stelle zu stellen. So bearbeiten wir unseren seelischen Garten und lassen Lebensmut, Spiellust und Mitgefühl erblühen. Diese Art Humor schließt den nötigen Ernst nicht aus. Im Gegenteil. Uns ernst zu nehmen stellt den Rahmen für den Freiraum, den wir brauchen und den der Humor uns verschafft.